Von Renate haben wir einen super interessanten Gastbeitrag über Venedig im Winter erhalten. Vielen Dank dafür und viel Spaß beim Lesen!
Küsse statt Kracher
In Venedig darf man an Silvester weder knallen noch Raketen abfeuern. Dafür gibt es ein Feuerwerk über dem Meer, direkt beim Dogenpalast. Vorher wird auf der Piazza San Marco ein enormes Event mit Musik veranstaltet. Die Stadt der Verliebten lädt auf diese Weise zur Silvesterfeier für Paare ein. Angeblich soll es Glück bringen, wenn sich beim Anstoßen die Trauringe in den Sektgläsern befinden. In dem Tumult am Rande des Markusplatzes konnten wir dieses Ritual leider nicht beobachten. Und mangels Trauringen auch nicht ausprobieren.
Am Silvesterabend dinierten wir in der beliebten Studentenkneipe Caffè dei Frari, direkt gegenüber der gleichnamigen Kathedrale im Sestiere San Polo. Eine herrlich ungezwungene Atmosphäre in gemischter Gesellschaft, alle waren bester Laune. Auf das Dessert mussten wir leider zugunsten des Feuerwerks verzichten. Wir zahlten und machten uns auf den Weg. Ziemlich schnell befanden wir uns inmitten einer gewaltigen Masse von Studenten, die sich singend Richtung Markusplatz begab. − Das hofften wir jedenfalls.
Trotz der Staus in den schmalen Gassen hinter der Rialtobrücke kamen wir Viertel vor zwölf am Markusplatz an. Der war natürlich hoffnungslos überfüllt. Trotzdem machten die die Livemusik und der Countdown es zu einem unvergesslichen Erlebnis. Sich mitten in der italienischen Feststimmung zu befinden und dazu noch an diesem besonderen Ort!
Direkt nach dem Brindisi, dem Anstoßen, bewegte sich die Menschenmenge Richtung Wasser, wo das Feuerwerk um Viertel nach zwölf begann. Der Kai war glücklicherweise nicht so voll, sodass wir den Raketenzauber ungestört genießen konnten.
Das neue Jahr fing für uns wirklich stilvoll an. Am Neujahrstag gingen wir ins Guggenheim Museum, wo traditionell um 12 Uhr mittags mit einem Aperitif auf das neue Jahr angestoßen wird. − Und zwar auf der Museumsterrasse direkt am Canal Grande! Kleiner Tipp: Den Wintermantel bei der Ankunft nicht an der Garderobe abgeben, denn die Terrasse liegt um die Uhrzeit im eisigen Schatten.
Winterimpressionen
Wo finden wir das authentische Venedig? Gibt es das überhaupt? – Ja und nein, denn echte Venezianer gibt es kaum und jeden Tag werden es weniger. Wir wohnten im Sestiere Santa Croce, das keine Sehenswürdigkeiten aufzuweisen hat, wo also nur die Touristen hinkommen, die sich verlaufen haben.
Auf dem Campo S. Giacomo dell’Orio waren wir anfänglich etwas skeptisch, weil die Straßencafés voll besetzt waren. »Mitten im Winter? Das werden wohl doch Touristen sein.«
Aber es waren die Veneziani, die sich dort zwischen den Feiertagen mit ihren Nachbarn und Freunden auf einen Caffè oder Spritz trafen, während sich ihre Hündchen beschnüffelten und die Jungs Fußball spielten. Alle genossen die Sonne und die Geselligkeit der freien Tage, man tauschte Komplimente und Neuigkeiten aus. Es war wie ein Ersatz für das sommerliche Flanieren am Abend. Der Platz war wunderbar, denn dort gab es Licht, etwas Farbe und eine relaxte Atmosphäre. Die schmalen, dunklen Gassen in der Gegend waren nämlich nicht besonders einladend.
Wir hatten Glück, in einem Eckhaus am Kanal zu wohnen, wodurch unsere Wohnung von zwei Seiten Licht bekam. Natürlich war es nicht der Canal Grande mit seinen restaurierten Palazzi. Außer den Gondeln kamen bei uns auch die Transportboote vorbei: Mineralwasser, Baumaterial und einmal ein Krankentransport. An der Kleidung der Schipper konnten wir gut das Klima ablesen. Morgens war es immer furchtbar kalt, selbst, wenn es windstill war. Die nasskalte Luft Venedigs ging einem bis auf die Knochen. Nicht ohne Grund trugen alle Leute knielange Mäntel. Tagsüber wurden die Temperaturen angenehmer. Bei Sonne und blauem Himmel fiel uns die Entscheidung schwer: Sollten wir die satten Farben Venedigs genießen oder doch lieber eine Bootstour machen? Wir hatten Glück, denn während der ganzen Woche gab es nur einen trüben Tag, teilweise mit Nieselregen. Ansonsten hatten wir viel Sonne und konnten sogar draußen sitzen.
Tipps für Romantiker und Fotografen
Wenn der Markusdom mal nicht mit einem Gerüst versehen ist, lohnt sich der Eintritt für das Museum Marciano, auch wenn die Warteschlange lang ist. Von der Loggia aus kann man wunderbar das rosa Licht des späten Nachmittags nutzen, um stimmungsvolle Momente auf dem Markusplatz festzuhalten. – An Motiven mangelt es gewiss nicht. Anschließend lohnt es sich, am Kai entlang zu schlendern. An der Anlegestelle Arsenale befindet sich das Restaurant San Giorgio. Die erste Reihe auf der Terrasse ist der optimale Ort, um den Sonnenuntergang zu genießen. Und die Ruhe, denn den Touristenstrom hat man hier bereits hinter sich gelassen.
© Text: Renate Konrad (http://italienreisen.jimdo.com/)
Bildnachweis: Renate Konrad & Flickr.com
Hier findet Ihr eine kleine Auswahl nützlicher Webseiten für Euren Venedig Urlaub:
- Venedig – Reiseführer – Süddeutsche
- Vom Flughafen Marco Polo nach Venedig
- Essen & Trinken Venedig Reiseführer – MARCO POLO
- Hotels, B&B oder Apartments – Venere
- Karneval Venedig 2016