Urban Exploration, die eigenständige Städteerforschung, hat sich zu einem globalen Trend entwickelt. Die “Urbexer” suchen “Lost Places”, um die verlassenen Orte zu erforschen und für sich selbst fassbar zu machen. Dabei folgt die Szene einem strikten Ehrenkodex: Außer den eigenen Fotos wird nichts von den “Lost Places” mitgenommen. Außer einem Fußabdruck wird nichts zurückgelassen. Die verlassenen Orte werden nicht verändert. In Köln warten einige spannende “Lost Places” auf ihre Erforschung. Dabei ist die volle Spannbreite von dem vertreten, was Urbexer so fasziniert: Schönheit, stehen gebliebene Zeit gepaart mit historischer Faszination sowie Grusel- und Gänsehauterlebnisse.
Haus Fühlingen: Gruselvilla soll Luxusresidenz werden
Das Haus oder auch die Villa Fühlingen ist fraglos der gruseligste verlassene Ort, den es in Köln zu erforschen gibt. Wohl schon seit dem Mittelalter ist das Gelände verflucht. Im Limburger Erbfolgestreit trafen auf der Fühlinger Heide, auf der 1884 das Gutshaus errichtet werden sollte, zwei große Heere aufeinander. 1100 Menschen verloren in der blutigen Schlacht ihr Leben, ihre Leichen sollen von Pferdehufen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden sein. Davon hat sich der Ort wohl nie erholt.
Unter dem NS-Regime war das Haus Schlaflager für einige Zwangsarbeiter. Ein 19-Jähriger wurde zu Unrecht beschuldigt, eine Affäre mit der minderjährigen Tochter des Gutsbesitzers unterhalten zu haben. Der Pole wurde am 15.01.1943 aufgehängt. Sein Geist soll bis heute über das Anwesen irren. Einige Zwangsarbeiter sollen nach Kriegsende aus Rache einen Hausbewohner ermordet haben.
Nach dem Krieg hängte sich der ehemalige NS-Richter Gerhard von K. in dem Gebäude auf. Seine Witwe Alice soll angeblich noch bis 2000 alleine in dem Gebäude gelebt haben, sie starb allerdings in diesem Jahr in einem Altenheim. Seit 1967 fanden zwar wiederholt Bauarbeiten statt, allerdings blieb das Gelände weitgehend sich selbst überlassen. Zwei Autos sollen eingemauert worden sein.
Urbexer schildern wiederholt von Geistererscheinungen und unerklärlichen Phänomenen, nachdem sie das Gelände besucht haben. Die Stadt hat das Gebäude vielleicht auch deshalb vollständig verriegeln lassen. Das Geisterhaus soll abgerissen werden und einer Luxusresidenz weichen. Der Baubeginn war eigentlich schon für 2017 geplant, musste aber immer wieder verschoben werden. Auch dies hat zur Legende des Ortes beigetragen. Von außen kann die Villa noch immer besucht werden.
Westtribüne des VfL Köln 1899
Weniger schaurig, aber historisch faszinierend und naturell schön ist die Westtribüne des ehemaligen Stadions des VfL Köln 1899 im Weidenpescher Park. Früher fasste die Arena 16.000 Zuschauer und war Austragungsorte für zwei Endspiele der deutschen Fußballmeisterschaft. Mit dem sportlichen Abstieg des Klubs begann allerdings der Verfall. Nur die Westtribüne überlebte, die inzwischen mehr und mehr verfällt. 2002 erlebte sie allerdings eine kurze Wiederauferstehung, wurde auf ihr doch “Das Wunder von Bern” gedreht. Der Platz ist heute vor allem Heimat von Spaziergängern geworden.
Verlassenes Stellwerk am Hansaring
Am Hansaring wartet gut versteckt mitten in der Stadt ein weiterer verlassener Ort: Das ehemalige Stellwerk der Deutschen Bahn. Errichtet in den 1950er Jahren sieht es bis heute so aus, als wären die Mitarbeiter nur kurz weg, um einen Kaffee zu trinken. Früher wurde hier der gesamte Zugverkehr des Hauptbahnhofs geregelt. Für 28 Züge pro Stunde mussten die Gleise gestellt werden. Atomuhren sind stille Zeugen, wie exakt hier gearbeitet wurde. Spannend für Forscher: Nur 100 Meter weiter liegt das Hightech Stellwerk, das diesen “Lost Place”, Dr I genannt, ersetzt hat. Vergangenheit und Gegenwart prallen direkt aufeinander.
Fazit: Kölns verlassene Orte bieten eine besondere Entdeckungsreise
Diese drei Beispiele sind keine vollständige Liste der verlassenen Orte Kölns. Sie zeigen nur, dass Bewohner der Stadt gleichsam wie Gäste der Rheinmetropole eine Entdeckungsreise der besonderen Art erwartet. Ganz gleich, ob man historisch interessiert ist oder die morbide Faszination von Grusel-Geschichten sucht. Um in kurzer Zeit so viele “Lost Places” wie möglich zu entdecken, bietet es sich an eine mehrtägige Entdeckungsreise mit Übernachtung in einem der schönsten Hotels in Köln zu unternehmen.
In Köln gibt es viele schöne “Lost Places”! Meine Kunden fragen auch immer wieder nach solchen Orten. Am schönsten finde ich persönlich ja alte Bahnhöfe und Schlösser. VG aus Köln 🙂