Mitten im Atlantik liegt ein Paradies, das nicht nur Seglern und Kreuzfahrern sehnsuchtsvolle Seufzer entlockt. Die Azoren, politisch Portugal zugehörig, sind eine eigene kleine Welt zwischen Europa und Amerika.
Ihre neun großen und unzähligen kleinen Inseln sind allesamt vulkanischen Ursprungs und von einzigartiger natürlicher Schönheit. Bei genauerem Hinsehen sind die den stürmischen Atlantikwellen und heftigen Winden schutzlos ausgelieferten Inseln zum Teil so unterschiedlich wie Tag und Nacht.
Corvo, Biosphärenreservat mit Tradition
Als kleinste und nördlichste Insel des Archipels gilt Corvo noch heute als einer der abgeschiedensten Plätzchen Europas. Alte Traditionen und die ursprüngliche Inselsprache sind hier noch lebendig und Teil des Alltags.
Ihrer besonderen Lage und spärlichen Besiedelung verdankt die Insel samt umgebendem Meer ihren Titel als UNESCO Biosphärenreservat – und ihren Ruf als exzellenter Platz für Vogelbeobachter.
Faial: Blaue Insel mit Seefahrerromantik
Wenn sich die Nacht über die große Marina von Horta legt, die Transatlantiksegler und Kreuzfahrtschiffe sanft im sicheren Hafenbecken schaukeln, leuchtet Faial in einem magischen, sanften Blau. Die blaue Insel nennt man sie allerdings aufgrund der unzähligen, riesengroßen, atemberaubend duftenden Hortensienhecken, deren große Blütenbälle das Eiland im Sommer in eine Wolke aus Farbe und Duft taucht.
Farbig geht es auch am Hafen von Horta zu: Seit einigen Jahren hinterlässt jeder, der die Insel per Boot verlässt, eine kleine Zeichnung an der Kaimauer. Was den Seeleuten ein Glücksbringer ist für Besucher ein fantasievolles und kunterbuntes Freilichtmuseum mit Spaßfaktor.
Flores, die Blumenreiche
Der Name verrät es bereits: Flores ist die Blumeninsel des Archipels und betört Wanderer und Naturliebhaber fast das ganze Jahr über mit wechselnder natürlicher Blütenpracht. Der Preis dafür ist wechselhaftes Wetter – Flores verzeichnet den meisten Niederschlag, schmückt sich dafür aber zum Ausgleich mit Regenbögen und üppigem Grün.
Da es hier auch im Hochsommer nie zu heiß wird, ist Flores ein ideales Ziel für Aktivurlauber, die sich an bunten Blumen und endemischem Lorbeerwald, steilen Klippen, Wasserfällen und traumhaften Ausblicken nicht satt sehen können.
Graciosa, liebliche Insel der Windmühlen
Die “Liebliche” unter den Azoreninseln verdankt ihren Namen den sanften Hügeln, kleinen Vulkankegeln und durch Trockenmauern strukturierten Feldern, die in krassem Gegensatz zu den sehr steilen, rauen Nachbarinseln steht.
Ihren Beinamen “die Weiße” trägt sie dank der hübschen weiß getünchten Häuser, die zwischen den flachen Höhenzügen hervorblitzen. Für besonders fotogene Farbtupfer sorgen die zahlreichen Windmühlen Graciosa aus dem 19. Jahrhundert. Relikte aus Zeiten, in denen die Insel als die Kornkammer der Azorengruppe galt, sind sie heute mit ihrem weißem Rumpf und den hübschen roten Hauben das Wahrzeichen der “Lieblichen”.
Weinbau und einzigartige Häuser auf Pico
Nur etwa eine halbe Stunde mit der Fähre ist Pico von Faial entfernt – und doch wirken die Nachbarinseln wie unterschiedliche Planeten.
Das deutlich steilere Pico mit dem höchsten Berg Portugals ist erheblich rauer als der touristisch gut erschlossene Nachbar – aber nicht weniger reizvoll. Während natürliche Felsenpools zum Baden einladen, ist das Hochland geprägt durch die Currais, ein zum Weltkulturerbe erklärtes System aus Lavasteinmauern, die im Hochland den (sehr erfolgreichen) Weinanbau ermöglichen. Besonders fotogen sind übrigens nicht nur das Mauersystem und die Rebstöcke sondern auch die traditionellen Häuser aus dunklen Vulkangestein, die mit ihren weißen Fugen und roten Türen wie moderne Kunstinstallationen wirken.
Santa Maria, Sonneninsel und Badeparadies
Lust auf Sonne, Baden und Entspannung am Meer? Dann ist Santa Maria die perfekte Wahl. Die Schwesterinsel von São Miguel punktet zwar nicht unbedingt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten – dafür aber mit den meisten Sonnenstunden, hellen Sandstränden und angenehmen Wassertemperaturen.
Da die Insel zugleich auch die trockenste des Archipels ist, unterscheidet sich die Flora zum Teil erheblich von der der anderen Azoreninseln. Statt üppiger “Wassersäufer” wie die Hortensien findet man hier eher Heide, Wacholder und Lorbeer, die der Insel ein einzigartiges Aroma verleihen.
São Jorge, traditionsreiches Wanderparadies
Wussten Sie eigentlich, dass der traditionelle Käse von São Jorge bis nach Nordamerika verkauft wird?
Auch andere traditionelle Handwerke sind hier noch lebendig, etwa das Weben von Wandteppichen und Wolldecken mit inseltypischen Mustern auf uralten Handwebstühlen. Die meisten Urlauber besuchen die Insel allerdings nicht wegen ihrer Handwerkskunst sondern aufgrund ihrer fantastischen Wanderstrecken und grandiosen Ausblicke.
Das nadelförmige Eiland verführt mit Vulkankegeln und steilen Klippen, traumhaftem Panorama-Blick auf alle Nachbarinseln und herausfordernden Trails für jeden Anspruch.
São Miguel: Hauptstadt, Tee und heiße Quellen
Ponta Delgada ist neben Horta das touristische Zentrum der Azoren. Das ehemalige Fischerdorf auf São Miguel ist Hauptstadt und Hafenburg, Drehkreuz für Inselhopper und so geschäftig wie kein anderer Platz des Archipels. Was nicht bedeutet, dass man auf der Insel der Ananas und Tabakpflanzen, des Tees und Weins nicht auch wunderbar entspannen kann.
Zum Beispiel bei einem Bad in den zahlreichen heißen Quellen oder bei einem zünftigen Picknick mit Cozido das Furnas, lokale Leckereien, die in großen Töpfen im schwefelhaltigen Dampf der Vulkane in Erdlöchern gegart werden. Wohl bekomm’s!
Terceira: Historische Schönheit mit Stierkampftradition
Die sogenannte “dritte Insel” wurde als dritte entdeckt und ist die drittgrößte Insel der Azoren. Wunderbare Waldgebiete und wilde Küsten laden zum Entspannen ein, gegen Freibeuter erbaute Befestigungen zum Entdecken, die einzigartige Renaissancestadt Angra do Heroismo zum begeisterten Staunen.
Eine Besonderheit der Insel ist auch der Stierkampf: Die Tourada ist heiß geliebte und liebevoll gepflegte Tradition, die jedes Jahr aufs Neue Einwohner und Besucher in ihren Bann zieht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Azoren wohl eines der abwechslungsreichsten Paradiese der Welt sind. Eine Azoren Reise ist besonders deswegen so schön, weil die Inseln noch relativ unberührt vom Massentourismus sind. Wer also grüne Berghände und einsame Strände gerne mag, wird hier ganz sicherlich fündig und sich von Anfang an wohl auf der Inselgruppe fühlen.